Ahead of All Parting (34 page)

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Authors: Rainer Maria Rilke

BOOK: Ahead of All Parting
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Here
is the time for the
sayable, here
is its homeland.

Speak and bear witness. More than ever

the Things that we might experience are vanishing, for

what crowds them out and replaces them is an imageless act.

An act under a shell, which easily cracks open as soon as

the business inside outgrows it and seeks new limits.

Between the hammers our heart

endures, just as the tongue does

between the teeth and, despite that,

still is able to praise.

Praise this world to the angel, not the unsayable one,

you can’t impress
him
with glorious emotion; in the universe

where he feels more powerfully, you are a novice. So show him

something simple which, formed over generations,

lives as our own, near our hand and within our gaze.

Tell him of Things. He will stand astonished; as
you
stood

by the rope-maker in Rome or the potter along the Nile.

 

Zeig ihm, wie glücklich ein Ding sein kann, wie schuldlos und unser,

wie selbst das klagende Leid rein zur Gestalt sich entschließt,

dient als ein Ding, oder stirbt in ein Ding—, und jenseits

selig der Geige entgeht.—Und diese, von Hingang

lebenden Dinge verstehn, daß du sie rühmst; vergänglich,

traun sie ein Rettendes uns, den Vergänglichsten, zu.

Wollen, wir sollen sie ganz im unsichtbarn Herzen verwandeln

in—o unendlich—in uns! Wer wir am Ende auch seien.

Erde, ist es nicht dies, was du willst:
unsichtbar

in uns erstehn?—Ist es dein Traum nicht,

einmal unsichtbar zu sein?—Erde! unsichtbar!

Was, wenn Verwandlung nicht, ist dein drängender Auftrag?

Erde, du liebe, ich will. Oh glaub, es bedürfte

nicht deiner Frühlinge mehr, mich dir zu gewinnen—,
einer
,

ach, ein einziger ist schon dem Blute zu viel.

Namenlos bin ich zu dir entschlossen, von weit her.

Immer warst du im Recht, und dein heiliger Einfall

ist der vertrauliche Tod.

Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft

werden weniger.…. Überzähliges Dasein

entspringt mir im Herzen.

Show him how happy a Thing can be, how innocent and ours,

how even lamenting grief purely decides to take form,

serves as a Thing, or dies into a Thing—, and blissfully

escapes far beyond the violin.—And these Things,

which live by perishing, know you are praising them; transient,

they look to us for deliverance: us, the most transient of all.

They want us to change them, utterly, in our invisible heart,

within—oh endlessly—within us! Whoever we may be at last.

Earth, isn’t this what you want: to arise within us,

invisible
? Isn’t it your dream

to be wholly invisible someday?—O Earth: invisible!

What, if not transformation, is your urgent command?

Earth, my dearest, I will. Oh believe me, you no longer

need your springtimes to win me over—one of them,

ah, even one, is already too much for my blood.

Unspeakably I have belonged to you, from the first.

You were always right, and your holiest inspiration

is our intimate companion, Death.

Look, I am living. On what? Neither childhood nor future

grows any smaller.…. Superabundant being

wells up in my heart.

DIE ZEHNTE ELEGIE

Daß ich dereinst, an dem Ausgang der grimmigen Einsicht,

Jubel und Ruhm aufsinge zustimmenden Engeln.

Daß von den klar geschlagenen Hämmern des Herzens

keiner versage an weichen, zweifelnden oder

reißenden Saiten. Daß mich mein strömendes Antlitz

glänzender mache; daß das unscheinbare Weinen

blühe. O wie werdet ihr dann, Nächte, mir lieb sein,

gehärmte. Daß ich euch knieender nicht, untröstliche Schwestern,

hinnahm, nicht in euer gelöstes

Haar mich gelöster ergab. Wir, Vergeuder der Schmerzen.

Wie wir sie absehn voraus, in die traurige Dauer,

ob sie nicht enden vielleicht. Sie aber sind ja

unser winterwähriges Laub, unser dunkeles Sinngrün,

eine
der Zeiten des heimlichen Jahres—, nicht nur

Zeit—, sind Stelle, Siedelung, Lager, Boden, Wohnort.

Freilich, wehe, wie fremd sind die Gassen der Leid-Stadt,

wo in der falschen, aus Übertönung gemachten

Stille, stark, aus der Gußform des Leeren der Ausguß

prahlt: der vergoldete Lärm, das platzende Denkmal.

O, wie spurlos zerträte ein Engel ihnen den Trostmarkt,

den die Kirche begrenzt, ihre fertig gekaufte:

reinlich und zu und enttäuscht wie ein Postamt am Sonntag.

Draußen aber kräuseln sich immer die Ränder von Jahrmarkt.

Schaukeln der Freiheit! Taucher und Gaukler des Eifers!

Und des behübschten Glücks figürliche Schießstatt,

wo es zappelt von Ziel und sich blechern benimmt,

wenn ein Geschickterer trifft. Von Beifall zu Zufall

taumelt er weiter; denn Buden jeglicher Neugier

werben, trommeln und plärrn. Für Erwachsene aber

ist noch besonders zu sehn, wie das Geld sich vermehrt, anatomisch,

THE TENTH ELEGY

Someday, emerging at last from the violent insight,

let me sing out jubilation and praise to assenting angels.

Let not even one of the clearly-struck hammers of my heart

fail to sound because of a slack, a doubtful,

or a broken string. Let my joyfully streaming face

make me more radiant; let my hidden weeping arise

and blossom. How dear you will be to me then, you nights

of anguish. Why didn’t I kneel more deeply to accept you,

inconsolable sisters, and, surrendering, lose myself

in your loosened hair. How we squander our hours of pain.

How we gaze beyond them into the bitter duration

to see if they have an end. Though they are really

our winter-enduring foliage, our dark evergreen,

one
season in our inner year—, not only a season

in time—, but are place and settlement, foundation and soil and home.

But how alien, alas, are the streets of the city of grief,

where, in the false silence formed of continual uproar,

the figure cast from the mold of emptiness stoutly

swaggers: the gilded noise, the bursting memorial.

Oh how completely an angel would stamp out their market of solace,

bounded by the church with its ready-made consolations:

clean and disenchanted and shut as a post-office on Sunday.

Farther out, though, the city’s edges are curling with carnival.

Swings of freedom! Divers and jugglers of zeal!

And the shooting-gallery’s targets of prettified happiness,

which jump and kick back with a tinny sound

when hit by some better marksman. From cheers to chance

he goes staggering on, as booths with all sorts of attractions

are wooing, drumming, and bawling. For adults only

there is something special to see: how money multiplies, naked,

 

nicht zur Belustigung nur: der Geschlechtsteil des Gelds,

alles, das Ganze, der Vorgang—, das unterrichtet und macht

fruchtbar………

.… Oh aber gleich darüber hinaus,

hinter der letzten Planke, beklebt mit Plakaten des ‘Todlos’,

jenes bitteren Biers, das den Trinkenden süß scheint,

wenn sie immer dazu frische Zerstreuungen kaun …,

gleich im Rücken der Planke, gleich dahinter, ists
wirklich.

Kinder spielen, und Liebende halten einander,—abseits,

ernst, im ärmlichen Gras, und Hunde haben Natur.

Weiter noch zieht es den Jüngling; vielleicht, daß er eine junge

Klage liebt.…. Hinter ihr her kommt er in Wiesen. Sie sagt:

—Weit. Wir wohnen dort draußen.…

Wo? Und der Jüngling

folgt. Ihn rührt ihre Haltung. Die Schulter, der Hals—, vielleicht

ist sie von herrlicher Herkunft. Aber er läßt sie, kehrt um,

wendet sich, winkt … Was soils? Sie ist eine Klage.

Nur die jungen Toten, im ersten Zustand

zeitlosen Gleichmuts, dem der Entwöhnung,

folgen ihr liebend. Mädchen

wartet sie ab und befreundet sie. Zeigt ihnen leise,

was sie an sich hat. Perlen des Leids und die feinen

Schleier der Duldung.—Mit Jünglingen geht sie

schweigend.

Aber dort, wo sie wohnen, im Tal, der Älteren eine, der Klagen,

nimmt sich des Jünglinges an, wenn er fragt:—Wir waren,

sagt sie, ein Großes Geschlecht, einmal, wir Klagen. Die Väter

 

right there on stage, money’s genitals, nothing concealed,

the whole action—, educational, and guaranteed

to increase your potency………

.… Oh, but a little farther,

beyond the last of the billboards, plastered with signs for “Deathless,”

that bitter beer which seems so sweet to its drinkers

as long as they chew fresh distractions in between sips …,

just in back of the billboard, just behind, the view becomes
real.

Children are playing, and lovers are holding hands, to the side,

solemnly in the meager grass, and dogs are doing what is natural.

The young man is drawn on, farther; perhaps he is in love with a young

Lament.…. He comes out behind her, into the meadows. She says:

—It’s a long walk. We live way out there.…

Where? And the youth

follows. He is touched by her manner. Her shoulders, her neck—, perhaps

she is of noble descent. But he leaves her, turns around,

looks back, waves … What’s the use? She is a Lament.

Only those who died young, in their first condition

of timeless equanimity, while they are being weaned,

follow her lovingly. She waits

for girls and befriends them. Shows them, gently,

what she is wearing. Pearls of grief and the fine-spun

veils of patience.—With young men she walks

in silence.

But there, in the valley, where they live, one of the elder Laments

answers the youth when he questions her:—Long ago,

she says, we Laments were a powerful race. Our forefathers worked

 

trieben den Bergbau dort in dem großen Gebirg; bei Menschen

findest du manchmal ein Stück geschliffenes Ur-Leid

oder, aus altem Vulkan, schlackig versteinerten Zorn.

Ja, das stammte von dort. Einst waren wir reich.—

Und sie leitet ihn leicht durch die weite Landschaft der Klagen,

zeigt ihm die Säulen der Tempel oder die Trümmer

jener Burgen, von wo Klage-Fürsten das Land

einstens weise beherrscht. Zeigt ihm die hohen

Tränenbäume und Felder blühender Wehmut,

(Lebendige kennen sie nur als sanftes Blattwerk);

zeigt ihm die Tiere der Trauer, weidend,—und manchmal

schreckt ein Vogel und zieht, flach ihnen fliegend durchs Aufschaun,

weithin das schriftliche Bild seines vereinsamten Schreis.—

Abends führt sie ihn hin zu den Gräbern der Alten

aus dem Klage-Geschlecht, den Sibyllen und Warn-Herrn.

Naht aber Nacht, so wandeln sie leiser, und bald

mondets empor, das über Alles

wachende Grab-Mal. Brüderlich jenem am Nil,

der erhabene Sphinx—: der verschwiegenen Kammer

Antlitz.

Und sie staunen dem krönlichen Haupt, das für immer,

schweigend, der Menschen Gesicht

auf die Waage der Sterne gelegt.

Nicht erfaßt es sein Blick, im Frühtod

schwindelnd. Aber ihr Schaun,

hinter dem Pschent-Rand hervor, scheucht es die Eule. Und sie,

streifend im langsamen Abstrich die Wange entlang,

jene der reifesten Rundung,

zeichnet weich in das neue

Totengehör, über ein doppelt

aufgeschlagenes Blatt, den unbeschreiblichen Umriß.

*

 

the mines, up there in the mountain-range; sometimes even

among men you can find a polished nugget of primal grief

or a chunk of petrified rage from the slag of an ancient volcano.

Yes, that came from up there. We used to be rich.—

And gently she guides him through the vast landscape of Lament,

shows him the pillars of the temples, and the ruined walls

of those castles from which, long ago, the princes of Lament

wisely ruled the land. Shows him the tall

trees of tears and the fields of blossoming grief

(the living know it just as a mild green shrub);

shows him the herds of sorrow, grazing,—and sometimes

a startled bird, flying low through their upward gaze,

far away traces the image of its solitary cry.—

In the twilight she leads him out to the graves of the elders

who gave warning to the race of Laments, the sibyls and prophets.

But as night approaches, they move more softly, and soon

the sepulchre rises up

like a moon, watching over everything. Brother to the one on the Nile,

the lofty Sphinx—: the taciturn chamber’s

countenance.

And they look in wonder at the regal head that has silently

lifted the human face

to the scale of the stars, forever.

Still dizzy from recent death, his sight

cannot grasp it. But her gaze

frightens an owl from behind the rim of the crown. And the bird,

with slow downstrokes, brushes along the cheek,

the one with the fuller curve,

and faintly, in the dead youth’s new

sense of hearing, as upon a double

unfolded page, it sketches the indescribable outline.

*

 

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