Read Ahead of All Parting Online
Authors: Rainer Maria Rilke
Thus, if you came, I could be satisfied
to let my hand rest lightly, for a moment,
lightly, upon your shoulder or your breast.
Durch den sich Vögel werfen, ist nicht der
vertraute Raum, der die Gestalt dir steigert.
(Im Freien, dorten, bist du dir verweigert
und schwindest weiter ohne Wiederkehr.)
Raum greift aus uns und übersetzt die Dinge:
daß dir das Dasein eines Baums gelinge,
wirf Innenraum um ihn, aus jenem Raum,
der in dir west. Umgieb ihn mit Verhaltung.
Er grenzt sich nicht. Erst in der Eingestaltung
in dein Verzichten wird er wirklich Baum.
What birds plunge through is not the intimate space
in which you see all forms intensified.
(Out in the Open, you would be denied
your self, would disappear into that vastness.)
Space reaches
from
us and construes the world:
to know a tree, in its true element,
throw inner space around it, from that pure
abundance in you. Surround it with restraint.
It has no limits. Not till it is held
in your renouncing is it truly there.
Lange Nachmittage der Kindheit.…, immer noch nicht
Leben; immer noch Wachstum,
das in den Knien zieht—, wehrlose Wartezeit.
Und zwischen dem, was man sein wird, vielleicht,
und diesem randlosen Dasein—: Tode,
unzählige. Liebe umkreist, die besitzende,
das immer heimlich verratene Kind
und verspricht es der Zukunft; nicht seiner.
Nachmittage, da es allein blieb, von einem Spiegel zum andern
starrend; anfragend beim Rätsel des eigenen
Namens: Wer? Wer?—Aber die Andern
kehren nachhause und überwältigens.
Was ihm das Fenster, was ihm der Weg,
was ihm der dumpfe Geruch einer Lade
gestern vertraut hat: sie übertönens, vereitelns.
Wieder wird es ein Ihriges.
Ranken werfen sich so manchmal aus dichteren
Büschen heraus, wie sich sein Wunsch auswirft
aus dem Gewirr der Familie, schwankend in Klarheit.
Aber sie stumpfen ihm täglich den Blick an ihren gewohnteren
Wänden, jenen, den Aufblick, der den Hunden begegnet
und höhere Blumen
immer noch fast gegenüber hat.
Oh wie weit ists von diesem
überwachten Geschöpf zu allem, was einmal
sein Wunder sein wird, oder sein Untergang.
Seine unmündige
Kraft lernt List zwischen den Fallen.
Und das Gestirn seiner künftigen Liebe
Long afternoons of childhood.…, not yet really
life; still only growing-time
that drags at the knees—, time of defenseless waiting.
And between what we will perhaps become
and this edgeless existence—: deaths,
uncountable. Love, the possessive, surrounds
the child forever betrayed in secret
and promises him to the future; which is not his own.
Afternoons that he spent by himself, staring
from mirror to mirror; puzzling himself with the riddle
of his own name: Who? Who?—But the others
come home again, overwhelm him.
What the window or path
or the mouldy smell of a drawer
confided to him yesterday: they drown it out and destroy it.
Once more he belongs to them.
As tendrils sometimes fling themselves out from the thicker
bushes, his desire will fling itself out
from the tangle of family and hang there, swaying in the light.
But daily they blunt his glance upon their inhabited
walls—that wide innocent glance which lets dogs in
and holds the tall flowers,
still almost face to face.
Oh how far it is
from this watched-over creature to everything that will someday
be his wonder or his destruction.
His immature strength
learns cunning among the traps.
But the constellation
geht doch schon längst unter den Sternen,
gültig. Welches Erschrecken
wird ihm das Herz einmal reißen dorthin,
daß es abkommt vom Weg seiner Flucht
und gerät in Gehorsam und heiteren Einfluß?
of his future love has long
been moving among the stars. What terror
will tear his heart out of the track of its fleeing
to place it in perfect submission, under the calm
influence of the heavens?
Welt war in dem Antlitz der Geliebten—,
aber plötzlich ist sie ausgegossen:
Welt ist draußen, Welt ist nicht zu fassen.
Warum trank ich nicht, da ich es aufhob,
aus dem vollen, dem geliebten Antlitz
Welt, die nah war, duftend meinem Munde?
Ach, ich trank. Wie trank ich unerschöpflich.
Doch auch ich war angefüllt mit zuviel
Welt, und trinkend ging ich selber über.
World was in the face of the beloved—,
but suddenly it poured out and was gone:
world is outside, world can not be grasped.
Why didn’t I, from the full, beloved face
as I raised it to my lips, why didn’t I drink
world, so near that I could almost taste it?
Ah, I drank. Insatiably I drank.
But I was filled up also, with too much
world, and, drinking, I myself ran over.
Innres der Hand. Sohle, die nicht mehr geht
als auf Gefühl. Die sich nach oben hält
und im Spiegel
himmlische Straßen empfängt, die selber
wandelnden.
Die gelernt hat, auf Wasser zu gehn,
wenn sie schöpft,
die auf den Brunnen geht,
aller Wege Verwandlerin.
Die auftritt in anderen Händen,
die ihresgleichen
zur Landschaft macht:
wandert und ankommt in ihnen,
sie anfüllt mit Ankunft.
Interior of the hand. Sole that has come to walk
only on feelings. That faces upward
and in its mirror
receives heavenly roads, which travel
along themselves.
That has learned to walk upon water
when it scoops,
that walks upon wells,
transfiguring every path.
That steps into other hands,
changes those that are like it
into a landscape:
wanders and arrives within them,
fills them with arrival.
Mitte, wie du aus allen
dich ziehst, auch noch aus Fliegenden dich
wiedergewinnst, Mitte, du Stärkste.
Stehender: wie ein Trank den Durst
durchstürzt ihn die Schwerkraft.
Doch aus dem Schlafenden fällt,
wie aus lagernder Wolke,
reichlicher Regen der Schwere.
Center, how from all beings
you pull yourself, even from those that fly
winning yourself back, irresistible center.
He who stands: as a drink through thirst
gravity plunges down through him.
But from the sleeper falls
(as though from a motionless cloud)
the abundant rain of the heavy.
Königsherz. Kern eines hohen
Herrscherbaums. Balsamfrucht.
Goldene Herznuß. Urnen-Mohn
mitten im Mittelbau,
(wo der Widerhall abspringt,
wie ein Splitter der Stille,
wenn du dich rührst,
weil es dir scheint,
daß deine vorige
Haltung zu laut war …)
Völkern entzogenes,
sterngesinnt,
im unsichtbaren Kreisen
kreisendes Königsherz.
Wo ist, wohin,
jenes der leichten
Lieblingin?
: Lächeln, von außen,
auf die zögernde Rundung
heiterer Früchte gelegt;
oder der Motte, vielleicht,
Kostbarkeit, Florflügel, Fühler …
Wo aber, wo, das sie sang,
das sie in Eins sang,
das Dichterherz?
: Wind,
unsichtbar,
Windinnres.
King’s-heart. Core of a high
ruler-tree. Balsam-fruit.
Golden heart-nut. Urn-poppy
in the center of the central shrine
(where the echo rebounds,
like a splinter of silence,
when you make a movement
because you can feel
that the way you were standing
was a little too noisy …),
removed from the nations,
star-inclined,
in invisible orbits
orbiting king’s-heart.
Where has it gone,
the heart of the gentle
Beloved?
: Smile, from outside
placed on the hesitant
roundness of cheerful fruits;
or, it may be, the moth’s
preciousness, gauze-wing, feeler …
Where, though, where is the heart
that sang them both into oneness,
the poet’s-heart?
: Wind,
invisible,
wind’s-inside.
Oh Tränenvolle, die, verhaltner Himmel,
über der Landschaft ihres Schmerzes schwer wird.
Und wenn sie weint, so weht ein weicher Schauer
schräglichen Regens an des Herzens Sandschicht.
Oh Tränenschwere. Waage aller Tränen!
Die sich nicht Himmel fühlte, da sie klar war,
und Himmel sein muß um der Wolken willen.
Wie wird es deutlich und wie nah, dein Schmerzland,
unter des strengen Himmels Einheit. Wie ein
in seinem Liegen langsam waches Antlitz,
das waagrecht denkt, Welttiefe gegenüber.
Nichts als ein Atemzug ist das Leere, und jenes
grüne Gefülltsein der schönen
Bäume: ein Atemzug!
Wir, die Angeatmeten noch,
heute noch Angeatmeten, zählen
diese, der Erde, langsame Atmung,
deren Eile wir sind.
Aber die Winter! Oh diese heimliche
Einkehr der Erde. Da um die Toten
in dem reinen Rückfall der Säfte
Kühnheit sich sammelt,
künftiger Frühlinge Kühnheit.
Wo das Erdenken geschieht
unter der Starre; wo das von den großen
Oh tear-filled figure who, like a sky held back,
grows heavy above the landscape of her sorrow.
And when she weeps, the gentle raindrops fall,
slanting upon the sand-bed of her heart.
Oh heavy with weeping. Scale to weigh all tears.
Who felt herself not sky, since she was shining
and sky exists only for clouds to form in.
How clear it is, how close, your land of sorrow,
beneath the stern sky’s oneness. Like a face
that lies there, slowly waking up and thinking
horizontally, into endless depths.
It is nothing but a breath, the void.
And that green fulfillment
of blossoming trees: a breath.
We, who are still the breathed-upon,
today still the breathed-upon, count
this slow breathing of earth,
whose hurry we are.
Ah, but the winters! The earth’s mysterious
turning-within. Where around the dead
in the pure receding of sap,
boldness is gathered,
the boldness of future springtimes.
Where imagination occurs
beneath what is rigid; where all the green
Sommern abgetragene Grün
wieder zum neuen
Einfall wird und zum Spiegel des Vorgefühls;
wo die Farbe der Blumen
jenes Verweilen unserer Augen vergißt.
worn thin by the vast summers
again turns into a new
insight and the mirror of intuition;
where the flowers’ color
wholly forgets that lingering of our eyes.
Ach, nicht getrennt sein,
nicht durch so wenig Wandung
ausgeschlossen vom Sternen-Maß.
Innres, was ists?
Wenn nicht gesteigerter Himmel,
durchworfen mit Vögeln und tief
von Winden der Heimkehr.
Ah, not to be cut off,
not through the slightest partition
shut out from the law of the stars.
The inner—what is it?
if not intensified sky,
hurled through with birds and deep
with the winds of homecoming.
Jetzt wär es Zeit, daß Götter träten aus
bewohnten Dingen …
Und daß sie jede Wand in meinem Haus
umschlügen. Neue Seite. Nur der Wind,
den solches Blatt im Wenden würfe, reichte hin,
die Luft, wie eine Scholle, umzuschaufeln:
ein neues Atemfeld. Oh Götter, Götter!
Ihr Oftgekommnen, Schläfer in den Dingen,
die heiter aufstehn, die sich an den Brunnen,
die wir vermuten, Hals und Antlitz waschen
und die ihr Ausgeruhtsein leicht hinzutun
zu dem, was voll scheint, unserm vollen Leben.
Noch einmal sei es euer Morgen, Götter.
Wir wiederholen. Ihr allein seid Ursprung.
Die Welt steht auf mit euch, und Anfang glänzt
an allen Bruchstelln unseres Mißlingens …
Now it is time that gods came walking out
of lived-in Things …
Time that they came and knocked down every wall
inside my house. New page. Only the wind
from such a turning could be strong enough
to toss the air as a shovel tosses dirt:
a fresh-turned field of breath. O gods, gods!
who used to come so often and are still
asleep in the Things around us, who serenely
rise and at wells that we can only guess at
splash icy water on your necks and faces,
and lightly add your restedness to what seems
already filled to bursting: our full lives.
Once again let it be your morning, gods.
We keep repeating. You alone are source.
With you the world arises, and your dawn
gleams on each crack and crevice of our failure …